Abschiedspredigt 1941
Abschiedspredigt unseres Pfarrers
(Bernardus Reckers war von 1919 bis 1942 als letzter Pfarrer in Wahn tätig)
Meine lieben Pfarrkinder!
Es naht der Augenblick, daß wir alle von hier scheiden müssen, um eine neue Heimat zu gewinnen. Noch einmal wende ich mich an Euch, deren Obsorge mir in den Jahren 1919 bis jetzt anvertraut war. Freud und Leid habe ich mit Euch geteilt, meine Gedanken waren stets mit Euch, meine Gebete für Euch. Da werdet ihr es sicher verstehen, daß mir die Trennung nicht leicht fällt. Stets hatte ich den aufrichtigen Willen, für Euer Bestes zu arbeiten, wenn auch meine schwachen Kräfte und menschliche Unzulänglichkeit mich oft genug weit hinter dem zurückbleiben ließen, was Pflicht und Gewissen geboten. Im Augenblick des Scheidens erkennt man erst in voller Deutlichkeit, wieviel man hätte tun sollen und können und wie wenig man geleistet hat. Möge der barmherzige Gott mir verzeihen. Verzeihung erbitte ich auch von Euch, wenn ich irgend jemand Unrecht getan oder ihm Anstoß gegeben habe. Eines glaube ich mit gutem Gewissen sagen zu können: Ich hab’s mit allen gut gemeint. Ich möchte im Frieden scheiden heute aus der Gemeinde und einst aus dem Leben.
Aus innerstem Herzen danke ich Euch, daß Ihr mir mit soviel Liebe, Vertrauen und Anhänglichkeit entgegenkamet. Was habt Ihr doch einmütig eine einzig große Opferwilligkeit gezeigt beim Bau und bei der Ausschmückung unserer schönen neuen Kirche! Das wird Gott Euch reich belohnen! Ein besonderer Dank gilt Euch Eltern, die Ihr mir mit Euren Kindern soviel Freude gemacht habet. Glaubet es mir, die schönsten Stunden in Wahn waren die, da ich in die empfänglichen Kinderherzen das Wort Gottes einsenken konnte. Unvergeßlich bleiben mir vor allem die Erstkommunikanten: sie brachten mir reine Priesterfreuden.
Aus innerstem Herzen danke ich Euch, daß Ihr mir mit soviel Liebe, Vertrauen und Anhänglichkeit entgegenkamet. Was habt Ihr doch einmütig eine einzig große Opferwilligkeit gezeigt beim Bau und bei der Ausschmückung unserer schönen neuen Kirche! Das wird Gott Euch reich belohnen! Ein besonderer Dank gilt Euch Eltern, die Ihr mir mit Euren Kindern soviel Freude gemacht habet. Glaubet es mir, die schönsten Stunden in Wahn waren die, da ich in die empfänglichen Kinderherzen das Wort Gottes einsenken konnte. Unvergeßlich bleiben mir vor allem die Erstkommunikanten: sie brachten mir reine Priesterfreuden.
Liebe Pfarrkinder: Wie ich es schon sooft von der Kanzel gesagt, so sage ich es heute zum letzten Male: Euer Vorsatz laute: In den Himmel will ich, in den Himmel muß ich, es mag kosten, was es will. Sorgt für Eure unsterbliche Seele, denkt an Eure Ewigkeit. „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele.“ Wie schnell gehen die flüchtigen Jahre dahin! Wie bald steht der Mensch vor den Toren der Ewigkeit, jener Ewigkeit, in deren Licht alles Irdische seinen Wert verliert und verblaßt. Oh, wie glücklich ist der Mensch, wenn er in der Todesstunde sagen kann: Ich habe meinem Gott, meinem Heiland, meiner Kirche die Treue gehalten; ich bin nie wortbrüchig geworden an dem, was ich am Tage meiner ersten hl. Kommunion so feierlich versprochen habe. Treu sein, meine lieben Pfarrkinder, das ist alles, darauf kommt es an. Bewahret diese Treue! Gebt sie weiter Euren Kindern und Kindeskindern, und Ihr gebt ihnen das Wertvollste, was Ihr ihnen geben könnt. Denn alles, was Ihr ihnen außer diesem hinterlasset, vergeht, und sei es das größte Vermögen. Einmal muß es ja jeder Mensch wieder aus seinen Händen geben. Wenn Ihr ihnen aber den Glauben, die feste Treue gegen den Herrn der Welt in die Herzen legt, durch Euer Beispiel ihn dort Wurzel schlagen lasset, dann habt Ihr sie reich gemacht für eine Ewigkeit – reich schon auf dieser Erde!
Der Treue ist der ewige Lohn verheißen: „Sei getreu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Seid getreu! Laßt Euch nicht wankend machen in Eurem heiligen, allein wahren katholischen Glauben! Mögen die Stürme toben, möge der Unglaube Euch zu betören suchen, mag die Welt mit ihrem gleißenden Farbenspiel reizen und locken, seid treu dem einen, großen, der da spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
Im Gebete wollen wir miteinander vereinigt bleiben. Ihr wollet meiner gedenken besonders beim hl. Meßopfer. Denkt an Euren ehemaligen Seelsorger, besonders Ihr, liebe Kinder, denen ich an Eurem Weißen Sonntag zum ersten Male das Brot des Lebens gereicht habe. Nun will ich Euch meine letzte Mahnung geben:
Ich hab‘ Euch eingepflanzt den Glauben – verliert ihn nicht!
Ich hab‘ Euch gepredigt die Gebote – übertretet sie nicht!
Ich hab‘ Eure Ehen geknüpft – kränket einander nicht!
Ich hab‘ Eure Kinder so lieb gehabt – verwahrlost sie nicht!
Ich hab‘ Eure Toten ins Grab gesegnet – vergesset sie nicht!
Ich hab‘ Euch den Weg zum Himmel gezeigt – verlasset ihn nicht!
Mit dem Gruße: Lebet alle wohl! Auf Wiedersehn in einer besseren Welt, im Vaterhause Gottes, und mit meinem letzten priesterlichen Segen will ich von Euch scheiden. Es segne Euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen!
Wahn, im Sommer 1941. Euer Pfarrer B. Reckers.